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Trotzkisten fordern: Ausbildung zum Personalchef auch für Arbeiterkinder!

22. Januar 2010

Im „Workers Vanguard“, der Zeitung der US-amerikanischen trotzkistischen Spartacist League/U.S, der Schwesterorganisation der hiesigen SpAD, ist in Nr. 950 vom 15. Januar 2010 ein Artikel über die Situataion an den Unis in Kalifornien erschienen („Protests Against Education Cuts and Fee Hikes Sweep California“). Treu ihrer langjährigen Linie heißt es da:

„we want to “smash” race and class privilege in education. We think everyone should have access to the same quality education available to the sons and daughters of the bourgeoisie.“

Angesichts dessen, was auch in den USA den Söhnen und Töchtern der Bourgeosie so alles beigebracht wird, von der Juristerei über die Wirtschaftswissenschaften, um nur die bei denen beliebtesten Studienfächer zu nennen, ist es etwas „rich“, so völlig ignorant gegenüber deren Inhalten nur zu fordern, daß auch Arbeiterkinder und Kinder von nichtweißen Eltern für so schöne Jobs wie Richter am Sozialgericht oder Personalchef bei McDonald aufgrund ihrer „qualitätsvollen“ Ausbildung in Frage kommen sollten.
„Weg mit der sozialen Selektion“ hießt eben noch lange nicht das Ende der Selektion fordern und selbst die Forderung „Weg mit der Selektion“ änderte nichts an den unschönen Verhältnissen, wo einige wenige, die es in die Verwaltung und Elite geschafft haben, den anderen dann sagen, was sie zu tun haben.

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  1. 22. Januar 2010, 14:23 | #1

    fehlt noch die Forderung nach Lenin-Bildern über den Stechuhren und roten Fahnen über jeder Direktorenvilla 😉

  2. 5. Februar 2010, 17:27 | #2

    Naja, wenn die Klassenreproduktion im Kapitalismus notwendig so aussieht, dass sich Berufe vererben und gleichzeitig behauptet werden muss, dass auch Tellerwäscher_innen Millionär_innen werden können, warum soll man dann nicht an diesem Punkt politisch ansetzen?

  3. 6. Februar 2010, 22:27 | #3

    Ich möchte bezweifeln, daß sich über die allgemeine Klassenlage der meisten hinaus auch die spezifischen Berufe innerhalb der Klasse (und wir reden hier ja im wesentlichen nur über die Menschen, die zur Arbeiterklasse im weitesten Sinne gezahlt werden müssen) „notwendig“ vererben. Da gibt es schon eine gewisse Durchlässigkeit der jeweiligen Grenzen, schließlich ist Kapitalismus keine strenge Kastengesellschaft und es geht auch schon lange nicht mehr so zu wie in den mittelalterlichen Städten mit ihrem strengen Zunftregiment, dann wird eben der Sohn eines Schlossers Straßenbahnschaffner und die Tochter wird Zahnarzthelferin und umgekehrt. So what?. Natürlich werden in jeder Generation auch mal ein paar Tellerwäscher Millionäre, manchmal auch Millardäre wie Gates, nochmal ja und? Es muß ja nicht nur behauptet werden, daß jeder die berühmt/berüchtigte „Chance“ hat, es stimmt ja auch. Wobei hier natürlich besonders gilt, daß eine Chance haben nicht darauf herausläuft, daß man das bekommt, was einem die Chancen versprechen. Wie ja schon anderswo gesagt impliziert die Chance (für den einen oder anderen Millionär in unserem Falle) wirklich notwendigerweise immer auch die brutale Versagung des schönen Millionärslebens für die vielen anderen, die bekanntlich als Loser einfach nichts aus ihrer Chance gemacht haben.
    Deshalb auch die Frage, wie man denn an diesem traurigen Selektionsmechanismus sinnvoll „politisch ansetzen“ könnte oder sollte?

  4. 8. Februar 2010, 16:56 | #4

    Naja, es stimmt eben nicht, dass jeder eine Chance hat. Gates stammt aus einer Millionärsfamilie. Wären seine Eltern Arbeiter_innen gewesen, hätte er nicht das Microsoft-Imperium aufbauen können.
    „Politisch ansetzen“ kann man direkt in seinen eigenem politischen Zusammenhang: inwiefern wird dieser dominiert von Mitstreiter_innen, die aus dem Bildungsbürgertum stammen?

  5. 8. Februar 2010, 18:19 | #5

    Was wäre den besser, Andreas, wenn jeder doch eine „echte“ Chance hätte? Es spricht doch nun wahrlich nicht für ein System, wenn es nicht von vornherein feststeht, wer Erfolg hat und wer zur Vielzahl der Loser gestempelt wird. Bei den Gladiatoren hatten auch alle die gleiche Chance. Nur waren eben hinterher immer die Hälfte der Kämpfenden tot.
    Was ist so toll daran, daß es mittlerweile in der US-Armee auch schwarze und spanischsprachige Soldaten schaffen, bis zu einer Position aufzusteigen, wo sie per Befehl ganze Heerscharen der anderen armen Hunde wie sie für die imperialistischen Kriegsziele verheizen können? Was war so toll daran, daß auch eine Frau die Chance wahrgenommen hat, ein Foltergefängnis im Irak leiten zu dürfen?

  6. 9. Februar 2010, 18:33 | #6

    Es geht nicht darum, Chancengleichheit herzustellen, sondern darum, festzustellen, dass keine Chancengleichheit gegeben ist. Also auch eine „formale“ Chancengleichheit, die bereits materiell benachteiligt, gibt es nicht. Dies festzustellen heißt ja nicht, diese einzufordern. Eingefordert werden muss eine materielle Gleichheit im Zugang auf die gesellschaftlichen Ressourcen. Oder anders ausgedrückt: individuelles Vermögen und gesellschaftliche Möglichkeiten müssen in einer Weise ineinandergreifen können, dass strukturelle Gewaltverhältnisse nicht mehr gegeben sind.

  7. 9. Februar 2010, 20:49 | #7

    Warum geht es denn darum, „festzustellen, dass keine Chancengleichheit gegeben ist“? Das ist schließlich recht offensichtlich und wird nicht zuletzt von vielen der auf der Strecke der „Chancen“ Bleibenden bitter beklagt. Jetzt wieder von Frauen, die (zu Recht, also faktisch richtig) die Auffassung haben, daß Frauen schlechtere Beförderungschancen haben als Männer (die das regelmäßig übrigens kontrafaktisch nicht so sehen). Was angesichts von z.B. nur einer Handvoll Frauen in den Vorständen deutscher AGs ja auch nicht von der Hand zu weisen ist.
    Oder anders ausgedrückt: Welche Verhältnisse müssen denn herschen, damit dein „Ineinandergreifen“ Realität werden kann, oder andersrum, muß da nicht sehr viel und grundsätzlich weg, damit die „strukturelle Gewaltverhältnisse nicht mehr gegeben sind“? Ich meine, daß da zumindest die Gewalt (aka der Staat), der diese „Strukturen“ aufrechterhält, weg muß. Siehst du das anders?

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