„Jeden Tag fließen … Millionen Zinsen von Arm zu Reich“
Auf dem anarchistischen Kongreß mit dem Workshop von Amelie Lanier hat es vor kurzem eine Auseinandersetzung mit der gesellianischen Geldkritik gegeben, MPunkt hatte darauf hingewiesen und dort gab es eine kleine Diksussion zum Thema. Nun bin ich auf zwei konträre weiterführende Mitschnitte zum gleichen Thema gestoßen:
Michael Horn vom GegenStandpunkt („Der Speerspitze der Revolution!“) hat am 21.04.09 in Wien darüber gewettert, „Wie linke ‘Kritiker’ den Kapitalismus ‘nachhaltig’ machen wollen“. So erfrischend giftig und polemisch wie es schon länger nicht mehr von GSPlern zu hören war. Bei contradictio sind die Mitschnitte verlinkt.
Geradezu als Blaupause für seine Kritik am linken Kampf für eine gerechte(re) Verteilung ist mir nun bei audioarchiv ein schon etwas älterer Mitschnitt einer Berliner“historischen“ Veranstaltung (Attac Sommerakademie 2004) untergekommen:
„Zum Thema »Eine andere Welt mit welchem Geld?« diskutieren Elmar Altvater, emeritierter Professor für politische Ökonomie, und Klaus Popp, Referent der Initiative für eine Natürliche Wirtschaftsordnung.“
Klaus Popp fängt buchstäblich ohne Punkt und Komma zu machen damit an, eins ums andere die Verteilung im Kapitalismus und damit schon deren Ungerechtigkeit zu beschreiben und allein damit, völlig unbegriffen, auch schon zu kritisieren. Das Zitat aus dem Titel „“Jeden Tag fließen … Millionen Zinsen von Arm zu Reich“ ist der Kern seiner Thesen.
Es fällt ihm dabei noch nicht einmal auf, daß natürlich bei den Armen eh nie die Milliarden gewesen sind, die letztlich bei „Reich“ landet. Es reicht ihm völlig aus, darauf hinzuweisen, daß die Zinslasten, die die diversen Wirtschaftsubjekte zu tragen haben, immer mehr geworden sind. Da ist es dann gleich, ob Firmen Kredite aufgenommen haben und dann natürlich bedienen müssen, weil sie noch reicher werden wollten, oder der Staat sich verschuldet hat und immer mehr verschuldet, weil seine großen Projekte, seine Herausputzung und Verteidigung des Standorts Deutschland, eben „nur“ mit den dafür nie reichenden Steuereinnahmen nicht zu bestreiten waren und sind.
Wenn nur die Zinsen weg wären (bei der Wiener Veranstaltung trat so ähnlich argumentierend jemand dafür ein, daß, wenn schon die geldgierigen Privatbanken ihre Kredite nur gegen horrende Zinsen hergeben, wenigstens der Staat für zinsfreie, oder wenigstens „niedrige“ Zinsen sorgen möge), dann wäre endlich auch was übrig für all die Leute, die den ganzen Reichtum produziere müssen aber (wegen der Zinsen!) so arg wenig davon abkriegen, ja abkriegen können.
„Eine andere Welt mit welchem Geld?“ ist deshalb eine Frage, auf die man nur antworten kann, daß sie nicht wirklich „anders“ wird, solange man das Geld nicht abschaffen will. Solange aber die erstaunten Fragenwie in Wien immer nur darauf rauslaufen, „Wie stellt ihr euch denn eine Warenwirtschaft, den Tausch, die Arbeitsteilung vor, wenn die Banken und das Geld weg sind?“ werden Leute wie Klaus Popp immer wieder zustimmende Zuhörer finden.