Ein Tüpfelchen auf dem „i“: Über die pleite gegangene englische Hypothekenbank Northern Rock schreibt die Londoner Times vom 21.08.08, daß natürlich auch diese Bank ihre Geschäft dadurch „optimiert“ hatte, daß sie ihre gewährten Immobilienkredite in riesigem Ausmaß an ein externes „Spezialvehikel“ ausgelagert hat. Hier hat es den wunderschönen passenden Namen „Granite“ bekommen.
Und zu so einem schönen Namen paßt natürlich nur ein besonders eindrucksvoller Geschäftszweck: Das Vehikel wurde steuersparend als wohltätige Stiftung auf der Kanalinsel Jersey eingerichtet, der Stiftungszweck ist die Unterstützung von Kindern mit dem Down-Syndrom in Nordostengland. Genauso nobel wie vor einer Weile die Legende des ehemaligen hessischen CDU-Schatzmeisters Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein über angebliche jüdische Erblasser.
Das nebenbei das Gerücht geht, daß Northern Rock angesichts der bevorstehenden Pleite die „guten“ Kredite ausgelagert hat (immerhin rund 50 Mrd. Pfund) und Schatzkanzler Darling nur die ausfallbedrohten Assets verstaatlichen durfte, ist dagegen schon wieder normal. Für diese Szene.
P.S.: Down’s Syndrome North East (DSNE), die angeblich bedachte Stiftung, hat natürlich nie auch nur einen Penny von Northern Rock aus den Anleihegewinnen erhalten.
the trustees issued a statement which read: „We are investigating why our charity appears to have been named as a beneficiary of a trust without our consent. We have definitely not received any money from Northern Rock or affiliated companies, except for a one-off donation from a staff collection in 2001. Currently we have not received notification that any funds are being raised or collected by Northern Rock or affiliated companies on our behalf.“ …
The bank said the naming of a charity was a standard part of securitisation, the process which the bank had employed to raise funds through Granite. „Any notion of inappropriate use of the charity’s name, or impression that the charity may be exploited, is entirely without substance,“ a spokesman said.[The Guardian, Wednesday November 28 2007]
MPunkt hat schon darauf hingewiesen: Auf der Webseite der Ortsgruppe Nürnberg der GDL kann man unter NEWS erstaunlicherweise folgendes lesen:
Der härteste Arbeitskampf in der Geschichte der deutschen Bahn beendet? Von wegen!
Geschrieben von Peter Decker (Dieser Artikel wird in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift Gegenstandpunkt erscheinen http://www.gegenstandpunkt.com)
Erstaunlich in zweierlei Hinsicht: Erstens, daß eine bisher ja insgesamt nicht als besonders militant oder radikal aufgefallene Gewerkschaft einem Kommunisten zu so einem ja nun wirklich kontroversen Thema wie dem Ergebnis des GDL-Arbeitskampfes mit seiner recht grundlegenden Kritik an der Herangehensweise der GDL als Gewerkschaft überhaupt und konkret bei diesem Kampf breiten Raum einräumt, auch wenn es „nur“ die Ortsgruppe Nürnberg der GDL ist, und zweitens, daß der Artikel namentlich gezeichnet ist, das ist ja bei vielen kommunistischen Gruppen anders und war meiner Kenntnis nach bisher auch bei Artikeln der Marxistischen Gruppe und bei Zeitschriftsartikeln des GegenStandpunkts der Fall.(Andererseits sind ja die Bücher der Gruppe fast immer klassisch von Einzelautoren verantwortet und bei Radiointerviews oder Vorträgen sind die einzelnen Sprecher ja auch immer bekannt.)
Teil 2 & 3 der Abschrift des Vortrags von Konrad Hecker vom GegenStandpunkt am 23.01.2008 in Frankfurt/Main: “Die Finanzkrise – Ein Lehrstück über die Eigenart, Leistung und Macht des Finanzkapitals” ist jetzt beim Blog Dini Muetr nachzulesen. Der 1. Teil ist hier zu finden.
Die SPD tut gerade so, als wäre das Kindergeld kein Anspruch der Eltern, sondern ein Gnadenerweis des SPD-Parteivorstands.
Der Vizechef der Fraktion Die Linke, Klaus Ernst, am Montag in einer Presseerklärung, laut junge Welt vom 12.02.2008
Der Glaube von hartgesottenen Sozialdemokraten wie Ernst, daß seine Klientel „Ansprüche“ („unalienable rights“, um es ganz hochtrabend zu formulieren) habe, statt zur Kenntnis zu nehmen, daß Sozialleistungen, wie alle anderen Staatsbürgerrechte vom Staat nach seinem eigenem Kalkül sowohl festgesetzt als auch wieder abgeschafft werden, ist offensichtlich unerschütterlich. Dabei könnte gerade jemand wie Ernst wahrscheinlich stundenlang runterbeten, was da in den letzten Jahren schon alles an „Ansprüchen“ unter die Räder der „modernen“ Standortpolitik gekommen ist.
Eigentlich recht erstaunlich – weil schon eine Weile nicht mehr geschehen – hatte es Freerk Huisken, obwohl er ein Vertreter des GegenStandpunkts ist, wieder mal auf die Seiten der „jungen Welt“ geschafft: Birgit v. Criegern hatte, im Zusammenhang mit seiner Veranstaltung an der Freien Universität am 15. Januar 2008 zur „Kritik der Hirnforschung“, mit ihm ein Interview geführt. Dies umso erstaunlicher, als zuerst, nämlich am 17.01.08 eine „polemische Anfeindung“ in der „jungen Welt“ gestanden hatte (hier). Nun hat ein „Friedrich Jarius“ an den ersten Verriß anknüpfend dort unter der Überschrift „Absurd“ folgenden Leserbrief geschrieben:
* Zu jW vom 31. Januar: Interview mit Freerk Huisken »Die Unangepaßten aussortieren«
Das ganze Interview strotzt nur so von völlig absurden Behauptungen; die angebliche Argumentation von Herrn Huisken ist so lächerlich, daß man gar nicht darauf eingehen mag. Zugegeben, das mit dem freien Willen ist für viele schwer zu verstehen, ist auch eine Definitionstrage. Wenn der Professor Huisken aufs Klo muß, geht er dann, weil er muß oder weil er es frei entscheidet? Um uns seinen freien Willen zu zeigen, macht er jetzt vielleicht in die Hose, aber auch das ist schon wieder nicht frei entschieden: Er will uns was beweisen. Das Limbische System läßt grüßen. Ich setze noch eins drauf, lieber Professor: Die meisten Menschen (ca. 99 Prozent) arbeiten gar nicht mit dem Verstand, sie kopieren einfach nur Meme (auch kulturelle Gene genannt), also kleinste Denkeinheiten, die im gesellschaftlichen Äther herumschwirren. Sie kopieren von hier und von dort und mixen sich so ihren eigenen »Denkcocktail« Dabei werden sie von zwei Triebkräften angeschoben: 1. Anpassung (denke so wie die Anderen), 2. Individualisierung (weiche ab, um was Besonderes zu sein). Die wenigen Personen, die unabhängig und frei wissenschaftlich denken und forschen, findet man übrigens teilweise unter Hirnwissenschaftlern. Sie sind sicher die Letzten, die daran schuld sind, daß der Kapitalismus zunehmend intellektuell und sozial so stark beschädigte Schulanfänger hervorbringt, daß diese dort unabhängig vom Schulsystem versagen müssen, weil sie in ihren ersten Lebensjahren nichts anderes gelernt haben als Gewalt, ob nun im Fernsehen, bei Computerspielen oder im Alltagsgezeter mit lieblosen, antiautoritären Eltern. In diesen kranken Seelen sieht der Herr Professor Huisken also die unangepaßten Kämpfer für eine lichte Zukunft. Viel Spaß beim Umsturz, Mr. Don Quichotte! Übrigens: Mit den vergleichsweise wenigen ADS-Fällen hat das alles überhaupt nichts zu tun. Und diese werden mit Ritalin auch bestimmt nicht beruhigt, eher aufgehellt. Wäre noch nachzutragen: Auch wissenschaftliches Denken beruht auf der Biologie, besser gesagt der Chemie, denn der Entscheidung, es zu tun, liegt immer eine unterbewußte chemische Prozedur zugrunde.