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Das Marxistische Diskussionsforum, wie es leibt und lebt

25. August 2006

Nachdem nun auch der Nachfolgethread im MDF abgeschlossen zu sein scheint, ich hatte ja schon darauf hingeweisen, möchte ich hier einige Kernsätze (mehr oder weniger aus dem Umfeld des GSP) auch noch zur Kenntnis bringen:
Härbert:
Zu Kämpfen auf die man keinen Einfluss hat braucht man sich überhaupt nicht zu stellen. Da klärt man lieber ab was Sache ist, sollte es denn von irgendeinem Belang sein. Sollten eines Tages Kommunisten doch mal wieder eine Macht darstellen die Entscheidungen zu treffen hat, dann wird man das dann halt tun müssen. Das weiss doch jetzt niemand was für Entscheidungen das sein könnten.
Müller-Lüdenscheid:
Wenn deine imaginären GSP‘ler im Jahre 1917 gesagt hätten: Hauen wir lieber ab, das wird uns zu heiß, lieber unser Leben retten als die Revolution – ja und? Welches vernünftige Argument will man gegen so eine individuelle Abwägung denn vorbringen? Eine Revolution, die mich ziemlich sicher das Leben kostet, kann mir gestohlen bleiben – außer vielleicht in einer Extremsituation, wo einen die Nicht-Revolution auch ziemlich sicher das Leben kostet, wenn einem z. B. die Verheizung in einem militärischen Himmelfahrtskommando unmittelbar bevor steht, ist die Abwägung eine andere als wenn man noch Gelegenheit zur Flucht hat usw.
wenn die Kugeln um ihn herumfliegen, verpißt [der Kommunist] sich normalerweise, weil er ja sonst nichts mehr davon hat, wenn die Revolution klappen sollte. Vielleicht verpißt er sich auch nicht, wenn das Risiko kalkulierbar ist und der Erfolg zum Greifen nah.
Lionfish:
Na die kleinste Sache kriegst du vielleicht schon hin, aber was hat das mit Revolution zu tun? Was schwebt dir denn da so vor? Für eine Revolution reichen im Moment ganz objektiv die Mittel nicht. Mit Pessimismus hat das nichts zu tun. Was willst du denn darunter hinkriegen, wozu Brechstangen und blutige Köpfe nötig wären?
Costa:
die frage, ob man gewalteinsatz gegen streikbrecher o.ä. befürwortet (so abstrakt eh nicht zu entscheiden) hat mit komm. politik ungefähr genauso viel zu tun, wie die frage, ob man sich in eine kneipenschlägerei einmischt. das sollen die streikenden mal schön selbst entscheiden, jedenfalls solange sie ihren streik nicht als einen beitrag zum „kampf ums ganze“ meinen.
Maos Mutter
„würdest du seelenruhig in dein Büro im ersten Stock gehen (als Streikbrecher dann), während die Produktioner unten gerade gegen den Wegfall der Schichtzulage streiken?“ Ich würde das jedenfalls so machen. Warum auch nicht?
Costa:
wenn arbeiter die keinesfalls zufälligen schäden, mit einem streik beantworten, dann soll man sich halt überlegen, für was da von wem mit welchen argumenten und mitteln gestreikt wird und sein urteil davon und von der darauf aufbauenden frage, wie man mit seinen interessen da selber zu steht, abhängig machen. ALS KOMMUNIST (und so war mein posting gemeint) steht die frage an, ob das in irgendeiner form ein beitrag zur eigenen sache ist bzw. wie man das dazu machen könnte. da kommt dann vielleicht raus, dass das den auftakt zur revolution darstellt oder auch dass es ein komplett verkehrter kampf ist, in den man aufgrund der allgemeinen situation, dem antikommunistischen bewusstsein der streikenden, der eigenen lage etc. noch nicht mal mit kritischen flugblättern eingreifen kann/will.
Maos Mutter
Was für ein Gequatsche, geh doch zum DGB.
Lionfish:
Warum verlangst du von Revolutionären Gewerkschaftsarbeit? Die Abwehr von Zumutungen des Kapitals ist Sache der Gewerkschaften. Was die nicht leisten, können und wollen Revolutionäre nicht ersetzen. Revolutionäre sind kein Verein, um die Schädigung von Arbeiterinteressen im Kapitalismus zu verhindern. Revolutionäre wollen den Kapitalismus abschaffen.
Lionfish:
Ein Druckmittel gegen Lohnsenkungen hat nur die Belegschaft. Soll man zum Betrieb fahren und Gulaschsuppe verteilen, den Streikenden moralisch den Rücken stärken? Ihre Arbeitskämpfe müssen die Arbeiter schon selbst austragen, wenn sie das nicht tun, kannst du das nicht den Kommunisten anlasten.
Wenn jemand von Lohnkürzung betroffen ist, würde ich keineswegs abraten sich zu wehren. Wenn, dann aber richtig, mit ner Gewerkschaft, die den Namen verdient. Wenn du eine radikale Gewerkschaft aufmachen willst, würde ich dir nicht abraten wollen.
Das Kämpfen ist Aufgabe der Gewerkschaft. Eine revolutionäre Organisation kann und sollte das auch nicht ersetzen. Angenommen eine Belegschaft besteht zu 70% aus Kommunisten auch dann würde man nicht als kommunistisches Grüppchen den Abwehrkampf führen, sondern man würde eine radikale Gewerkschaft gründen, um seine Forderungen durchzuboxen.
Phryger:
Nur ists halt der Unterschied ob ich sage, diesen Lohnkampf mach ich jetzt mal (provisorisch) mit weil 200 mehr im Jahr mir nützen, oder ob ich so tue, als wenns ganz wichtig wäre für die Revolution, gerade jetzt und hier 1,24 % mehr Lohn herausgeschlagen zu haben.
Maos Mutter
Nochmal: Bei welchem Streik willst du denn dabei sein?
Lionfish:
Als KP muss man nun dafür sorgen, soviel Arbeiter auf seiner Seite zu haben, dass man den Betrieb lahmlegen kann. Das muss nicht notwendigerweise über eine Gewerkschaft organisiert werden. Es ist sogar so, dass eine revolutionäre Gewerkschaft dann etwas machen würde, was gar nicht ihr Zweck als Gewerkschaft ist. Als Gewerkschaft organisiert sie den Lohnkampf und nicht die Abschaffung des Lohnverhältnisses. Wenn die Vorbereitung und Durchführung der Revolution in Gestalt einer Gewerkschaft geschieht, dann ist es eigentlich keine Gewerkschaft mehr, sondern ein betriebsinterner Ableger der KP.
Eine KP hat kein Kampfmittel. Das haben nur die Arbeiter des Betriebs. Was die nicht durchsetzen, setzt eine KP erst recht nicht durch. Außer moralischen Rückhalt hat eine KP nichts praktisches anzubieten. Zweitens ist es gar nicht so, dass die Arbeiter einfach mal ihr Interesse an gleichbleibendem oder höherem Lohn durchsetzen wollen. Die wissen doch allerlei Höheres an dem sie ihren schnöder Materialismus relativieren. Das Wohl des Betriebs oder der Nation zum Beispiel. Dafür muss man sie kritisieren und ihnen nicht den Rücken stärken.
Wenn die Gewerkschaft antritt mit „Gerechter Lohn für Alle“ oder „sichere Arbeit für alle“ dann ist doch klar, dass dabei nur die nächste Runde Lohndrückerei bei rumkommt. Das Kriterium eines erfolgreichen Kampfes ist dann gar nicht mehr dein Interesse an mehr Lohn. So einen Kampf kannst du doch nicht unterstützen. Das wäre so ähnlich, als wollte man mit dem Ziel „Friedliche Koexistenz in der Schweinbucht“ die Amerikaner aus Kuba vertreiben.

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  1. Tioum
    25. August 2006, 18:01 | #1

    Und wenn’s für dich wohl von der falschen Seite kommt: So kommt’s halt raus, wenn man Agitation als einziges Mittel für Revolutionäre festgelegt hat und damit auch gleich die konkret Reflektion über Prozesse innerhalb Streikbewegungen suspendiet hat. Denn die kriegt man nur hin, wenn man auch mal mit den Leuten redet und sich anhört, was die so für konkrete Probleme und Vorstellungen haben. Aber das hatten wir zu Zeiten auf dem KF ja alles schon mal…

  2. RBR
    28. August 2006, 13:02 | #2

    @ Tioum
    So kommt’s halt raus, wenn man Agitation als einziges Mittel für Revolutionäre festgelegt hat und damit auch gleich die konkret Reflektion über Prozesse innerhalb Streikbewegungen suspendiet hat. Denn die kriegt man nur hin, wenn man auch mal mit den Leuten redet und sich anhört, was die so für konkrete Probleme und Vorstellungen haben.
    Ehrlich gesagt, erschließt sich mir nicht, wieso Agitation und Analyse von einem Streik in Widerspruch stehen sollen bzw. wie Agitation „konkret Reflektion über Prozesse innerhalb Streikbewegungen“ suspendieren soll? Das kommt doch ganz auf den Inhalt der Agitation an. Das ist schon blöde, wenn der an den Forderungen und Inhalten eines Streiks vorbeigeht, aber ich frag mich, wie Du im Ernst darauf kommst, dass das aus „der Agitation“ als „Mittel“ folgen soll. Bzw. wie Du überhaupt darauf kommst, dass Agitation das „einzige Mittel“ für „Revolutionäre“ sein soll. Erörter das mal!

  3. Neoprene
    28. August 2006, 13:38 | #3

    @ RBR
    „wie [kommst] Du überhaupt darauf , dass Agitation das “einzige Mittel” für “Revolutionäre” sein soll?“
    Das hast du wohl falsch gelesen. Tioum unterstellt den GSPler, das *diese*, (wohlmöglich im Gegensatz zu ihm und seinesgleichen?) sich darauf als „einziges Mittel“ festgelegt hätten. Für mich klingt das wie der allgemeine Standardvorwurf, daß Kommunisten nicht mitmachen bei dem, was der Kritiker gerade macht, sondern das „nur“ für falsch halten und das auch noch agitatorisch zuspitzen und unters Volk streuen.
    Sein „mit den Leuten reden“ ist auch recht vage und kann von regelmäßigem vor dem Betriebstor stehen und (zumeist erfolglos( zu versuchen, mit den dort Arbeitenden ins Gespräch zu kommen bis zur Gewerkschaftsrödelei alles Mögliche heißen, who knows.

  4. RBR
    28. August 2006, 14:53 | #4

    Das hast du wohl falsch gelesen. Tioum unterstellt den GSPler, das *diese*, (wohlmöglich im Gegensatz zu ihm und seinesgleichen?) sich darauf als “einziges Mittel” festgelegt hätten.
    Naja eben und daher meine Frage, wie er darauf kommt; insbesondere wegen der Kommentare, die das nun m.A. nach nicht postulieren.

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