Letzter Anlauf –
Ich habe einen Kommentar zugemailt bekommen, der sich wohl auf folgendes Posting im Marxistischen Diskussionsforum bezieht:
Also gut, noch ein letzter Anlauf in dieser (nun wirklich nicht nebensächlichen) Frage:
Du hast meine historischen (und möchte ich da hinzufügen auch brandaktuellen) Beispiele/Entscheidungssituationen damit abgetan, daß du wie die anderen hier da in diesen Situationen kein Argument erkennen kannst, warum man/die MGler/ aktuelle Kommunisten sich da jeweils hätten einmischen und für den Sieg in einer bestimmten Auseinandersetzung hätte eintreten bzw. mitkämpfen sollen, wenn man einflußreich genug gewesen wäre. Ganz allgemein möchte ich sagen, um in eurem Jargon zu bleiben: um ganz konkrete unmittelbar drohende Schäden abzuwehren. Denn die meisten Kämpfe, zudem in nicht revolutionären Situationen, sind doch defensive Aktionen, wo es (ganz selten erst mal) „nur“ darum geht, noch Schlimmeres zu verhüten.
Mein Argument, warum man bei den wildcats gegen die drastischen Lohnkürzungen in der Autoindustrie hätte mitmachen sollen, ist also das ganz profane, daß Arbeiter tunlichst nicht auf 20, 30, 40 Prozent Lohn verzichten sollten, weil sie das ganz hart angehen wird und sie sich auch das eigentlich nicht leisten können. Wenn da Maos Mutter seelenruhig weiter arbeiten geht, ist das das freiwillige Hinnehmen der Schädigungen, die die Profitmacherei einem (zusätzlich) aufbürdet, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob diese konkrete Sauerei nun auch noch geschluckt werden muß, weil man sie nicht zurückweisen kann, oder ob man genügend Kollegen buchstäblich aufbringen kann, dagegen anzustreiken.
Wenn relativ große, immerhin schon bewaffnet organisierte Arbeiter wie die Anarchisten, Syndikalisten und Trotzkisten in Spanien in den 30ern sich den Truppen des faschistischen Putsch-Generals Franco militärisch mit entgegengeworfen haben, diente das offenkundig dem Ziel, von den ansonsten (und konkret ja wirklich) siegreichen Faschisten buchstäblich an die Wand gestellt zu werden. Was da drohte, wenn die gewinnen, war jedermann klar. Ist es jedenfalls jetzt. (Ähnlich war es bei meinem Beispiel Kornilow-Putsch, ich hätte auch den Kapp-Putsch in Deutschland nehmen können.)
Auch bei der Schweinebuchtinvasion war doch klar, was gedroht hätte, wenn die Invasoren, die Castristen wieder von der Macht vertrieben hätten: Eine noch drakonischere Wiedereinführung einer Kompradorenherrschaft von Gnaden der USA. Das die bis zur Revolution herrschende Klasse praktisch geschlossen in Miami auf ihre blutigen Reconquista-Feldzug gierte, konnte man jeden Abend im Radio hören, wenn man denn nicht lesen konnte, was damals noch auf viele zutraf. Und da seht ihr alle buchstäblich keinen vernünftigen Grund, die gar nicht erst vom Strand wegkommen zu lassen? Als wäre es nur um die Aktienmehrheit bei Bacardi gegangen!
Und das alles ist keine „konkrete Befassung“?
Aufhorchen (und überhaupt wieder zum Griffel greifen lassen) hat mich deine Aussage
„Aus der vergangenheit schließt du dann, dass sich die MG/Gsp noch nie (Was meines Wissens nicht stimmt) für irgendwen eingesetzt hätte“.
Genau nach diesem Wissen habe ich doch gefragt und nicht triumphierend, wie mancher mir offensichtlich unterstellt (du mit deiner blöden Show z.B) sondern weil ich mir echt nicht vorstellen kann, daß das bisherige Abtun wirklich alles gewesen sein soll. Wenn es hingegen so ist, dann wars das dann aber doch für mich, dann interessiert mich noch nicht mal wirklich, warum das alles nichts war für euch.
(Persönlich kann ich mich immerhin noch an Zeiten erinnern, wo die MG zumindest Straßendemos organisiert hat. Das ist zwar nicht gerade einem „Erzwingungsstreik“ (der in der BRD natürlich verboten ist) gleichzusetzen, war aber schon ein Tuck mehr, als nur einen Kommentar zu den Zeitläuften abzugeben, was mittlerweile den GegenStandpunkt auf vielen Seiten mitfüllt.)
Der Kommentar bzw. das Zitat dazu lautet:
„Weil du jetzt mehrfach (auch an anderer Stelle) ueber das „bloss Kommentierende“ des GegenStandpunkt die Nase geruempft hast, hier mal einige erlaeuternde Hinweise der Redaktion zum Inhalt ihrer Taetigkeit:
„Eine neue Rubrik: Chronik – Kein Kommentar!
(…) Wenn wir dennoch mit einer neuen Sorte Kurzartikel auf etliche der „Tagesereignisse“ eingehen, mit denen die professionellen Meinungsbildner sich Tag fuer Tag kommentierend und meinungsbildend befassen, dann deswegen, weil uns daran immer von neuem das Gegenteil auffaellt: die Notwendigkeit, mit der sie so, wie sie sich abspielen, zur Demokratie, zur Marktwirtschaft, zur Weltordnung und zu all den anderen grossen Sorgeobjekten des allgemeinen Verbesserungs- und Verschoenerungswillens dazugehoeren – oder umgekehrt: was fuer ein unverbesserliches Licht sie auf jene grossartigen „Prinzipien unseres Zusammenlebens“ werfen.
Deswegen werden wir im GEGENSTANDPUNKT auch weiterhin keine Skandale aufdecken. (…) Wir erkennen darin bloss Faelle und Unterfaelle von Grundsaetzen und Sachzwaengen, die tatsaechlich in Kraft sind und unter idealistisch verfremdenden Titeln sogar einen unbestritten guten Ruf geniessen. Wenn sich bei unseren Erlaeuterungen der Eindruck eines gewissen Zynismus aufdraengt, so ist das schon ganz richtig: Uns geht es genauso (…)
Dass der GEGENSTANDPUNKT mit den Bemerkungen zu den aufgespiessten Ereignissen nicht aktuell ist, ist uns aus den gleichen Gruenden egal. Wirhaben nicht die Not, der jeweils frischesten Gemeinheit postwendend einen hochmoralischen Unvereinbarkeitsbeschluss mit den real existierenden Verhaeltnissen nachzureichen und uns darueber als korrekte Interpreten des Tagesgeschehens interessant und beliebt zu machen. Die Identitaet von Fall und Prinzip, die wir bemerken und bemerkenswert finden, die erscheint uns auch dann noch mitteilenswert, wenn der Fall schon wieder fast in Vergessenheit geraten ist.
Sie allenfalls als Beispiele zu erwaehnen, im Rahmen von Artikeln ueber umfaenglichere Gegenstaende wie ganze Nationen oder ueber die Prinzipien der freiheitlichen Weltordnungselber, das erschien uns auf Dauer zuwenig. Die zahllosen Einzelfaelle sind schliesslich der Stoff, aus dem wir alle Erkenntnisse haben, die wir in den Aufsaetzen der umfaenglicheren Art systematisch darzustellen versuchen.
Daher diese neue Rubrik.“ [Quelle: GegenStandpunkt 3-97, S.5f]
Diese Nebenbeibemerkungen zur Frage der Relevanz des „Kommentierens“ nehme ich zum Anlaß, den Lesern hier zu empfehlen, sich den ganzenThread dort anzuschauen, der es im MDF übrigens zu einer unerwartet hohen Resonanz und für dortige Verhältnisse sogar regen Beteiligung gebracht hat.
Ministerpräsident Kretschmann zum rechten Verhältnis von Glauben und Politik oder: „Wer mit 20 kein Kommunist ist, hat kein Herz; wer mit 40 noch Kommunist ist, hat keinen Verstand“
Winfried Kretschmann war im KBW und ist heute katholischer Politiker. Die „ZEIT“ fragt sich und ihn, was das eine mit dem anderen zu tun hat bzw. wie W.K. beides in seiner Biographie zusammen kriegt.
Ein altersweiser, nun endlich christlich fundiert, reaktionär geerdeter ‚Wachturm‘ in der Mitte der bürgerlichen Gesellschaft gegen antikapitalistisches Denken.
In der Politik geht es um Maßstäbe, die zu setzen, um Richtlinien, die zu erlassen, und um Vorschriften, die von oben zu machen und von unten zu befolgen sind. Die Politik tut das und sie darf das. Sie daran zu messen, was man davon hat und womöglich dagegen zu agitieren, führt zu „Fanatismus“ und anderen Seuchen. Punkt. Weltverbesserer jeglicher Couleur: Weggetreten!
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