Heinrich Dieterich vor der Flinte des GSP!
14. Dezember 2009
Ein meiner ideologisch größten Herzenswünsche ist in Erfüllung gegangen!!
In seinem neuen Heft 4-09, das am 18.12.2009 im Handel erhältlich sein wird, bringt der GegenStandpunkt auch eine Kritik an Heinz Dieterichs „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. Man kann diesen Artikel schon jetzt auf der Webseite des GegenStandpunkts lesen. Und ich dachte schon, es gibt niemand Vernünftigen sonst, der das Zeugs von dem für hanebüchen hält.
Kategorien(1) MG + GSP
Hab den Text erstmal nur überflogen. Mal abgesehen davon, dass ich die GSP-typische Polemik nicht abkann ist vieles sehr richtig. Aber wenn man jegliche Kopplung von Geben & Nehmen ablehnt, so kann man natürlich auch alles und jeden kritisieren.
Zu Dieterichs Nonsens vgl. auch:
Ingo Stützle – Von der Unmöglichkeit, den Wert zu messen, ohne sich einen abzubrechen. Eine Kritik der Äquivalenzökonomie und ihrer Kritiker
http://www.stuetzle.cc/wp-content/uploads/Z%2071%20Dem%20Wert%20auf%20der%20Spur.pdf
Im Grunde ist es der selbe Fehler, der schon bei Engels anfängt, nämlich die Illusion unmittelbarer Arbeitszeitrechnung bzw. objektiver Planung des Wertgesetzes. Dazu nochmal der Link zum Text von Ingo Elbe, imho der bisher beste zu dieser Thematik:
http://www.rote-ruhr-uni.com/cms/Marx-vs-Engels-Werttheorie-und.html
Na, dann wünsche ich dir alles Gute mit einem deiner ideologisch größten Herzenswünschen.
„Und ich dachte schon, es gibt niemand Vernünftigen sonst, der das Zeugs von dem für hanebüchen hält. “
Ach je, da hat doku-neoprene vor lauter Freude über die vorweihnachtliche Wunscherfüllung glatt Gedächtnisschwund bekommen:
http://mparchiv.wordpress.com/2006/11/23/planmaessige-buchfuehrung-des-wertgesetzes/
„Gedächtnisschwund “ Nicht ganz (auch wenn mir mal nicht gleich gegenwärtig ist, wozu ich und du schon mal was gesagt haben, das haben wir ja ab und an), denn mein Einstieg in die Kritik von Dieterich ist auch eher seine „Wertgesetz“-Bejubelung als die Gerechtigkeitssfrage. Jedenfalls gut, daß du darauf nochmal hingewiesen hast. Das kam ja auch schon mit dem Verweis auf Stützle im ersten Kommentar.
Im Artikel heißt es
Das ist so ein Gummi-Begriff: einerseits sollen die Bedürfnisse befriedigt werden, das bedeutet tendentiell ne Menge (mehr) Arbeitsaufwand, aber andererseits wollen die Leute ja gar nicht (mehr) so lange und anstrengend arbeiten, die Arbeit soll also eingespart werden, was bei gleicher Technologie nur bei geringerer Bedürfnisbefriedigung geht. Und natürlich soll das Ganze „optimal“ hingebastelt werden. Optimal ist immer nicht mit Maximal gleichzusetzen, impliziert also irgendeine das Maximum einschränkende weitere Variable.
Das letzlich ein gesamtgesellschaftliches aggregiertes Arbeitspensum geleistet werden muß, um den wie auch immer ermittelten „gesellschaftlichen Bedarf“ zu decken, liegt auf der Hand. Damit ist aber noch lange nicht klar bzw. konket bestimmt, welche Menschen dieser Gesellschaft denn nun welche konkreten Einzelarbeiten wie lange ableisten. Und auf der Versorgungsseite auch nicht klar, wie die Arbeitenden wie die Nichtarbeitenden eigentlich an die nützlichen Sachen rankommen und in welchem Ausmaß.
Der Artikel polemisiert gegen Dieterichs strikten Rigorismus ind der Bestimmung der sozialistischen Versorgung:
Unterstellt ist hierbei schon mal bei Dieterich, daß die eigentlich nicht vergleichbaren nützlichen Dinge auf einen abstrakten Maßstab gebracht werden können und müssen, eben den „Wert“, ermittelt als inkorporierter Arbeitszeitsumme. Und das der Lohn genauso wie die Lohnersatz“zahlungen“ als Quantum Zugriffsmacht auch den so gleichgemachten Haufen verkörperter Arbeitszeiten den Arbeitenden wiederum streng nach irgendwie bestimmter normativer Arbeitszeit zugeordnet werden und dem Rest nach Gerechtigkeitsvorstellungen.
Es stimmt schon, wenn festgehalten wird:
Was ja auch nötig ist, solange gar nicht genügend Bedarfsartikel für alle hingestellt werden können. Wenn es wiederum möglich ist, braucht man den Zugriff ja auch gar nicht mehr per „Zugriffsrecht“ organisieren, dann können sie Leute ja einfach das Zeugs benutzen. Wenn es z.B. genügend Bücher in einer öffentlichen Bücherei gibt, braucht es nur noch eine Ausleihverwaltung und keinen Buchverkäufer, wie früher in Buchläden. Wenn die U-Bahn einer Stadt erst mal fertig ist und sie reicht aus, um alle Leute jeweils dahin zu transportieren, wo die gerade hinwollen, dann kann man die Fahrscheinautomaten problemlos abbauen.
Hallo Neoprene,
was hältst du davon?
Ehe ich Pablo Graupners „Heinz Dieterichs »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« – verhaftet im Systemdenken und der Sphäre der Zirkulation“ aus TOPOS 28 gelesen habe, habe ich mir den Umkreis dort angeschaut. Von den Bekannten ausgehend, die ich da unter anderen gefunden habe (so den ja auch hier relevanten Rolf Berthold und den Uraltstalinisten Kurt Gossweiler (sowohl uralt als auch urstalinistisch)), vermute ich vorschnell, vom Regen in die Traufe zu kommen. Aber das werde ich dann ja selber sehen.
Andererseits schimpfen ja nicht nur alte Realsozialisten auf Dieterich, selbst recht sozialdemokratische Trotzkisten wie Alan Woods (alter Ted-Grant-Mitstreiter der Internationalen Marxistischen Tendenz (IMT) sind ja trotz geteilter Chavez-Begeisterung kritisch ihm gegenüber.